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Spanisches Militär vernichtete Gut Amersloh
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Tekst
Skript für VHS-Wochenend-Seminar I/2003

Brachter Grenzwald und das Munitionsdepot: Was bleibt von der Militärgeschichte?

Spanisches Militär vernichtete Gut Amersloh
Abbildung 1 Lage von Gut Amersloh (03amersl.pcx)

Die Grenze zwischen Reuver, Bracht, Brüggen und
Swalmen gab es schon 250 Jahre, als in Wien der
Kongreß zu tanzen begann1. Der bestätigte nur, was
Kaiser Karl V. vermessen und abpfählen ließ, was für die
Nachbarn beiderseits dieser Linie aber nie Trennung war.
Für die hier lebenden Menschen waren die Pfähle und
Steine immer nur Zeichen, wo Swalmen und Reuver aufhörten, wo Bracht und Born (Brüggen) begannen - oder
umgekehrt. Man sprach dieselbe fränkisch gefärbte
Sprachmischung, aber schreiben konnte man weder hier
noch dort. Das Merlenbroek vom Prinsendijk2 zur Maas
hin gehörte allen vier Gemeinden, war naturbelassene
Viehweide, Brennholzlieferantin und das Gebiet, wo man
die zum Düngen unerläßlichen Plaggen stechen durfte. Nach Bracht und Born (Brüggen) zu,
wo man die Eichen- und Birken-Schlagholzbestände im siebenjährigen Rhythmus für
Heizzwecke erntete, schlossen sich als Kulturfolger3 der geschlossenen Waldungen große
Heideflächen auf sandigen Böden an.
Abbildung 2 Ehemaliges
(amers02.pcx)

Gut

Amersloh

im

Brachter

Grenzwald

Das Gut Amersloh lag nahe der Brachter
Gemeindegrenze zu Belfeld. Betrachtet man die zum
Haus Amersloh gehörenden Waldflächen, dann könnte es
sich dabei um ein ausgelagertes Waldgut gehandelt
haben. Jedenfalls sind die Parallelen zum Schloß Dilborn
unverkennbar. In erster Linie angeschlossen war es von
Bracht her über den (alten) Amersloher Weg4.
Abbildung

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4

3

Ehemaliger

Amersloher

Weg

(amers01)

September 1814 bis Juni 1815 (s. Stichwort „Wiener Kongreß“ in: Microsoft Encarta ’99 Enzyklopädie).
Der heutige Prinsendijk war Teil der römischen Straße zwischen Tongern (B) und Xanten und könnte aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.
stammen. Am Wegrand wurde u. a. eine bronzene Münze gefunden, die aus der Zeit des römischen Kaisers Severus (193 – 211)
stammte. Innerhalb des römischen Straßensystems zwischen Maas und Rhein hatte der Prinsendijk eine verkehrstechnische
Bedeutung vergleichbar mit einer heutigen Bundesautobahn II. Ordnung. Der Prinsendijk trug auf der Smabbers-Karte die
Bezeichnung „princen dijk off keijsers baene“. Der Prinsendijk wurde im 16. Jahrhundert auch als „Steenweg off Keizer Karelsweg“
genannt. Auf der Tranchot-Karte gibt es nur noch die Bezeichnung Prinsendijk. Unklar bleibt, worauf sich die Bezeichnung „kejsers
baene“ bezieht. Nimmt man die Version „Keizer Karelsweg“, dann könnte die Bezeichnung aus der Zeit von Kaiser Karl dem Großen
stammen und sich auf dessen Weg zwischen seinen Pfalzen in Aachen und Nijmegen beziehen.
Als Kulturfolger bezeichnet man Tier- und Pflanzenarten, die vom Menschen gestaltete Lebensräume bevorzugen, da sie dort
günstigere Lebensbedingungen vorfinden. Ein Grund besteht darin, daß die Zahl der natürlichen Feinde und Konkurrenten aufgrund
menschlicher Einflüsse geringer sein kann. (S. Stichwort „Kulturfolger“ in: Microsoft Encarta ’99 Enzyklopädie).
Nach der kommunalen Neugliederung 1970 wurde die Verbindung zwischen der Stiegstraße in Bracht und dem heutigen Radfahrer/Fußgängerzugang zum ehemaligen Depot in Amersloher Weg umbenannt. Vorher lief sie unter Roermonder Weg.

© Friedrich-Wilhelm Stroucken • Meisenweg 1 • 41379 Brüggen • ( 02163/79 36 • 2 02163/57 57 23

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Er
• hatte nur die Qualität einer Zuwegung innerhalb eines Kirchspiels, und zwar als
Anbindung von Gut Amersloh an den Ortskern Bracht;
• führte vom ehemaligen Gut Amersloh in nordöstlicher Richtung, querte die Handelsstraße
(Brüggener Weg) und lief auf die Stiegstraße.
Dieser Weg verläuft heute zum größten Teil innerhalb des Depotzaunes.
Gut Amersloh lag einsam. 1472 machten sich das während der Gelderschen Fehde5
Egmondsche Reiter6 zu Nutze. Sie preßten aus dem „Aufsitzer“ durch Entführung der beiden
Söhne von Gut Amersloh 400 Gulden als Lösegeld heraus.
Die eigentliche (mehr oder weniger) militärische Aktion gegen Gut Amersloh folgte 1579.
Damals überquerten „spanische Kriegsvölker“ die eher als Demarkationslinie zu

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In der seit 1465 andauernden Geldernschen Fehde standen sich Gerhard von Jülich und Arnold von Egmond als Gegner gegenüber.
Durch Plünderungen und Brandschatzungen fügten sie sich gegenseitig Schaden zu. Um Remigius 1472 überfielen Egmondsche
Reiter auch Bracht und Kaldenkirchen, wo sie Häuser und Scheunen in Brand setzten, um dann Vieh und Getreide fortzuschleppen.
Kaldenkirchen und Bracht erlitten jeweils Schäden von mehr als 2.500 Gulden. Die Geldernsche Fehde mündete schließlich in den
burgundischen Überfall von 1473 auf Brüggen und Wassenberg. (s. DEILMANN I, S. 24 f).
Nach ihrem Kriegsherrn Arnold von Egmond (s. DEILMANN I, S. 24).

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bezeichnende Grenze zwischen dem Geldernschen Oberquartier (= spanische Niederlande)7
und dem Herzogtum Jülich. Sie brannten dabei das Gut Amersloh nieder. Vermutlich wegen
• einsamer Lage (nur unter hohem Aufwand zu schützen),
und
• schlechter Bodenqualität der zugehörigen Felder (sandige Böden = geringe Erträge)
wurde Gut Amersloh nach 1579 nicht wieder aufgebaut.8 Fundamentmauern kann man bis
jetzt noch im Wald finden.9

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Die Hauptstadt des Oberquartiers, Roermond, war 1577 von spanischen Truppen besetzt. Anfang 1578 kam ein habsburgisches Heer
den Belagerten zu Hilfe, richtete dabei in Tegelen, Kaldenkirchen, Breyell und Bracht einen (geschätzten) Schaden von zusammen
über 12.400 Talern an. 1579 machte an der Maas lagerndes spanisches Kriegsvolk unter Oberst Johann de Croi, Graf zu Reuß, weit
und breit das Land unsicher. Zwischen 1579 und 1582 erlitt das Amt Brüggen durch spanische und andere Kriegsvölker einen Verlust
von 25.400 Talern. (S. DEILMANN I, S. 49 ff).
S. HAUSER, Gemeindewald, S. 25.
Die wirtschaftlichen Aspekte von Gut Amersloh müssen einem speziellen Wochenendseminar vorbehalten bleiben, das für 2003
angedacht ist.

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