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Vorübergehende militärische und militärähnliche Nutzungen |
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Vorübergehende militärische und militärähnliche Nutzungen Diergardtshof Lager des Reichsarbeitsdienstes Abbildung 1 Diergardtshof auf einer Deutschen Grundkarte von vor 1934. Die Schwalm ist noch nicht begradigt. (Diergardt01) Schon seit 1933 muß auf dem Diergardtshof ein Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) bestanden haben, das nach Verabschiedung des Reichsarbeitsdienstgesetzes vom 26.06.1935 ausgebaut wurde1. Bei einem großen Waldbrand vom 03. bis 05.06.1934 waren 96 RADMänner aus dem Lager Diergardtshof in Elmpt eingesetzt. Am 14.08.1935 schlossen Reichsarbeitsdienst und Schwalm-MeliorationsGenossenschaft2 einen Benutzungsvertrag über das Gebäude Diergardtshof ab. Die Schwalm-MeliorationsGenossenschaft mietete die Gebäude von der Freiherrlich-Diergardt-Bornheim`schen Verwaltung und stellte sie dann ihrerseits dem Reichsarbeitsdienst zur Verfügung. Der Vertrag mußte bis 1937 mehrmals geändert werden, da das Lager um eine Verwaltungs-, Wasch- und Mannschaftsbaracke vergrößert wurde. Das Arbeitsaufkommen scheint so groß gewesen zu sein, daß am 12.01.1937 eine Erweiterung um einen vierten Zug notwendig wurde, was bedeutete, daß ca. 200 Männer im Diergardtshof stationiert waren. Der letzte, am 04.03.1938 genehmigte Ausbau umfaßte den Bau von zwei Wohnbaracken, die als Führerwohnungen gedacht waren. Als Gegenleistung dafür stellte die Schwalm-MeliorationsGenossenschaft, die Träger des Dienstes war, dem Eigentümer 20 Arbeitsdienstwerke3 je Jahr zur Verfügung.4 1 2 3 4 S. DÖRNHAUS, S. 190. Vorläufer des Schwalmverbandes. S. im übrigen Kreuzherrenschule Brüggen, S. 45 ff. Arbeitsdiensttagewerk oder Lohntagewerk = Leistung eines gelernten Erdarbeiters in acht Stunden S. DÖRNHAUS, S. 190.. |
Bautruppen-Quartier vor Beginn des sog. Westfeldzuges Das Lager Diergardtshof wurde zwischen Herbst 1939 und dem 10.05.1940 zur Unterbringung der 3. Kompanie des Baubataillons 2445 (Feldpostnummer 06303) [181 Mann (1 Offizier, 27 Unteroffiziere, 153 Mannschaften)6] benutzt.7 Jedes Baubataillon hatte ein Soll von 1.267 Männern8. Mit Hilfe dieser Baubataillone wurde vorrangig der feldmäßige Ausbau einer durchlaufenden Stellung entlang der niederländischen Grenze betrieben9. Eine Stellung macht nur dann Sinn, wenn man sie relativ einfach erreichen kann. Also muß auch die Zuwegung zum Arbeitsprogramm der Bautruppen gehört haben. Regiments-Gefechtsstand im Januar/Februar 1945 Ende Januar bis Ende Februar 1945 lag der Stab des Fallschirmjäger-Lehr-Regiments 21 (auch „Kampfgruppe Herrmann“ genannt10) (Feldpostnummer L 50031 L11) auf dem Diergardtshof „bei Brüggen und Swalmen“12. Das Fallschirmjäger-Lehr-Regiment 21 bestand aus dem I. Bataillon (1. bis 4. Kompanie), dem II. Bataillon (5. bis 8. Kompanie) und dem III. Bataillon (9. bis 16. Kompanie)13. De facto muß es am 26.02.1945 sogar eine 17. Kompanie gegeben haben, die bei TESSIN nicht verzeichnet ist. Im Dezember 1944 gab das Fallschirmjäger-Bataillon Gramse14 „35 Springer“ an die Kampfgruppe Herrmann ab, darunter auch den Chef der 4. Kompanie, Oberleutnant Albert Schulze15. Seit dem 04.12.1944 verlief die deutsche Hauptkampflinie bis zum 28.02.1945 am Ostufer der Maas16. Im Januar 1945 wurde die 7. Fallschirmjägerdivision für die deutsche Offensive „Nordwind“ in den Raum südlich Weißenburg im Elsaß verlegt17. Ab Jahresende 1944 versuchte das deutsche II. Fallschirmjäger-Korps, die durch das Herausziehen der 7. Fallschirmjägerdivision zwischen Kaldenkirchen und Roermond entstandene Frontlücke durch eine neu aufgestellten 606. Division z.b.V. zu schließen18. Im Januar 1945 übernahm Generalmajor Walther Wadehn die Truppen und den Abschnitt der 606. Infanteriedivision als „Kampfgruppe Wadehn“, durch Befehl des Oberbefehlshabers der Luftwaffe ab 03.02.1945 8. Fallschirmjägerdivision genannt. Das Fallschirmjäger-Lehr-Regiment 21 unterstand der 606. Infanteriedivision z.b.V., trat aber am 03.02.1945 nicht zur 8 Fallschirmjägerdivision, sondern blieb weiter selbständig.19 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Heimatbuch des Kreises Viersen 1981, Seite 137 Quelle: Kreisarchiv Kempen, Bestand Kaldenkirchen, Akte 1678, Blätter 1 und 21. Quellen: GROSS, Westwall VIE, S. 137, und noch unveröffentlichte Arbeit von Gert Dörnhaus, Brüggen-Born, über die RAD-Lager in der Gemeinde Brüggen. GROSS, Westwall Ndrh, S. 301. GROSS, Westwall Ndrh, S. 267. Quelle: Schreiben des Bundes Deutscher Fallschirmjäger e.V. Traditionsgemeinschaft Fjg.-Lehr-Rgt vom 29.04.2001 an den Verfasser. Demnach könnte es sich um die 16. oder 17. Kompanie des Fallschirmjäger-Lehr-Regiments 21 gehandelt haben, die in Breyell einquartiert war. Quellen: Schreiben des ehemaligen Chefs der 3. Kompanie Fallschirmjäger-Lehr-Regiment 21, Bernd Bosshammer, Düren, vom 11.04.2001 an den Verfasser und Auskunft des niederländischen Nachbarn. Quelle: TESSIN, Bd. 14, S. 284, und Bd. 4, S. 169 Später umbenannt zum III. Bataillon Fallschirmjägerregiment 20 (s. Suchliste 6/1967 des Fallschirmjäger-Suchdienstes in Braunschweig). Quelle: Suchliste 1/1968 des Fallschirmjäger-Suchdienstes in Braunschweig. Quellen: BOSCH, S. 174; SCHRAMM, S. 430. Suchliste 6/1967. Quelle: BOSCH, S. 184. Suchliste 5/1969. |
Segelflug als vormilitärische Ausbildung Abbildung 2 (1) Segelfluggelände Oebeler Heide; (2) Segelfluggelände am Reuverschen Weg/Brüggener Weg. (segel02.tif) 1930 übten auf der Oebeler Heide begeisterte Segelflieger erste „Hopser“20 mit dem „Zögling“21. In Band 3 von „Brüggen – gestern & heute“ hat Reiner DOHMEN die Segelfliegerei in Brüggen geschrieben. Im Rahmen dieser Arbeit interessiert deren vormilitärischer Aspekt. Faßt man diese Seite der Segelfliegerei in Brüggen weit, dann spielten zwei Standorte eine Rolle: (1) Oebeler Heide; (2) Reuverscher Weg/Brüggener Weg22. Das Fluggelände Oebeler Heide war älter als das am Reuverschen Weg, war auch länger für Segelflugzwecke in Gebrauch. 20 21 22 Über Höhen, Weiten und Zeiten gibt es widersprüchliche Aussagen. Sie reichen von „Hopser“ mit „Flughöhen“ zwischen einem halben und einem Meter bis zu mehreren hundert Metern. Reiner Dohmen am 21.01.2003 gegenüber dem Verfasser: „Das Fluggerät war weitgehend selbstgebaut. Fotografisch belegt ist ein Abstand von rd. drei bis vier Meter über dem Boden. Nach Erzählung von damals Aktiven war es schon viel, wenn sich ein Gleiter dreißig Sekunden in der Luft halten konnte.“ Alle diese Aussagen beziehen sich nur uf die konkrete Situation in Brüggen. 1938 erreichte nämlich ein Segelflugzeug die Stratosphäre (11.400 m Höhe). Es kennzeichnet eher, daß die Brüggener Segelflieger lange noch mit Gummiseilen starteten, obwohl A. Raab und Katzenstein schon 1927 erstmals Schleppflug Motor-/Segelflugzeug praktizierten. (Quelle: Stichwort „Segelflug“ in: Brockhaus multimedial 2002 premium). S. DOHMEN, S. 34. Geläufiger ist zwar die Bezeichnung „Fluggelände Potsdamer Platz“, doch führt diese Bezeichnung rasch zu Irritationen, weil das Toponym „Potsdamer Platz“ den Kreuzungsbereich des Reuverschen Weges (Weißer Stein nach Brüggen) mit dem Roermonder Weg/Brachter Baan (Roermond/Swalmen nach Bracht) bezeichnet, und zwar erst ab Spätherbst 1939/Frühjahr 1940. Die Bezeichnung „Reuverscher Weg“ führte der Waldweg in Brüggen; in Bracht nannte man denselben Weg „Brüggener Weg“. |
Abbildung 3 Teilnehmer an dem vormilitärisch ausgerichteten Segelfluglager vom 14.09. bis 02.10.1941 auf dem Gelände Oebeler Heide. [Bildquelle: Elisabeth Cüsters, Nachtigallenweg 30, Brüggen] (segel07) Abbildung 4 Auszug aus dem Flugbuch von Mathias Terstappen, der zuletzt am 29.09.1941 für 18 bis 22 Sekunden gegen Windrichtung Süden und bei einer Windstärke zwischen 1 und 3 startete. (Der Verfasser dankt Mathias Terstappen und Walter Feyen für ihre Unterstützung in Form des Flugbuches.) [nsfk02] Regelrechte vormilitärische Segelflugausbildung wurde nach heutigem Kenntnisstand nur auf dem Fluggelände Oebeler Heide betrieben, und zwar bis Anfang Oktober 194123. Durch den Versailler Vertrag vom 28.06.1919 beschränkte das Deutsche Reich sein Militär auf 100.000 Mann bei der Teilstreitkraft Heer und 15.000 Mann bei der Teilstreitkraft Marine mit wenigen Kriegsschiffen24. Die deutsche Militärflugwesen war im Ersten Weltkrieg Unterteil des Heeres gewesen. Den Aufbau neuer Waffengattungen oder Teilstreitkräfte verbot der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich. Daneben sicherten sich die Alliierten das Luftfahrtprivileg25. Das Flugverbot des Versailler Vertrages fiel 192826. Im Zusammenhang mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht begann ab 16.03.1935 der offene Ausbau der neuen Teilstreitkraft Luftwaffe unter dem Oberbefehl von Reichsluftfahrtminister Hermann Göring27. Dafür mußte fliegendes Personal vorbereitet werden. Ein Mittel dabei war die Ausbildung von Segelfliegern. 23 24 25 26 27 S. Fotomaterial im Besitz von Reiner Dohmen. S. Stichwort „Versailler Vertrag“ in: Brockhaus multimedial 2002 premium. S. Stichwort „Versailler Vertrag“ in: Brockhaus multimedial 2002 premium. S. DOHMEN, S. 33. S. Stichwort „Entwicklung Wehrmacht“ in: Brockhaus multimedial 2002 premium. |
Abbildung 5 Umschlag des Flugbuches I von Mathias Terstappen. (Der Verfasser dankt den Herren Mathias Terstappen und Walter Feyen für ihre Unterstützung in Form des Flugbuches.) [nsfk01] Am 20.04.1937 entstand das Nationalsozialistische Fliegerkorps (NSFK) mit der erklärten Zielsetzung, eine vor der militärischen Dienstzeit liegende fliegerische Ausbildung durchzuführen28. Die Brüggener Gruppe hieß nach der zeitgleichen „Gleichschaltung“ ab 193729 NSFK-Gruppe 12 „Niederrhein“. Es vollzog sich eine militärische Umstrukturierung einschließlich Versand von Einberufungsbescheiden zu einem theoretischen und praktischen Ausbildungslehrgang in Segelfliegen.30 28 29 30 S. DOHMEN, S. 38. S. DOHMEN, S. 36. S. DOHMEN, S. 39. |